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Die sizilianische Poesie im dreizehnten Jahrhundert

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Die Poeten, welche der poetischen Erfahrung teilnahmen, waren zum Teil Sizilianer,zum Teil Sueditaliener; etliche stammten aus anderen Regionen der Halbinsel

di Giovanni Albanese

Die erste kunstvolle Lyrik im einer italienischen Mundart entstand in Sizilien, am Hof Friedrich des zweiten , im dreizehnten Jahrhundert. Dennoch, um das Mass dieser Tatsache zu erfasssen, ist es vonnoeten, sie auf den breiteren Zusammenhang der kulturellen Aktivitaet zurueck zufuehren, deren Foerderer und Leiter der Kaiser war. Friedrich war ein grosser ,laienhafter Intellektueller (und als solchen betrachteten ihn seine Zeitgenossen, sei es, dass sie ihn bewunderten und priesen, sei es, dass sie ihn verachteten und schmaehten).

Vom grossartigen Wert der Kultur und von ihrer unersetzbaren Funktion der Zivilisation ueberzeugt,hatte er das breiteste Interesse an den verschiedensten Bereichen des Wissens . Er schaetzte- und er gab ihnen Unterkunft und Verpflegung-ueberallher kommende Gelehrte,sunder jedwede religioese, politische,ideologische Diskriminierung, weswegen sein Hof zu einem der bedeutendsten Treffpunkte griechisch-arbischer und lateinischer Kultur ward. Im Jahre 1224 gruendete er das wichtige Studienzentrum zu Neapel.In seiner Taetigkeit zugunsten der Kultur verfolgte Friedrich ein praezises politisches Ziel: aus seinem Koenigtum ein hegemonisches Zentrum der europaeisches Kultur zu machen. Die Intellektuellen, welche an diesem Entwurf samt dem Kaiser zusammenarbeiteten, waren vorwiegend Juristen,wie Taddaeus aus Sessa und Pier delle Vigne. Im Bereich der Mannigfaltigkeit der kulturellen Interessen des hoefischen Kreises des Kaisers kann man sich seine Absicht erklaeren, eine poetische Tradition in der einheimischen Muttersprache zu gruenden, welche imstande waere,mit der okzitanischen zu wetteifern.

Der sizilianischen Schule allgemeine Merkmale.

Die Poeten, welche der poetischen Erfahrung teilnahmen, waren zum Teil Sizilianer,zum Teil Sueditaliener; etliche stammten aus anderen Regionen der Halbinsel. Die Zunge, deren sie sich bedienten, war eine verfeinerte, nobilitierte und geadelteSorte sizilianischer Mundart – eine von idiomatischen Worten und Redensarten gereinigte,durch anderen Sprachen – vor allem dem provenzalischen entlehnte Worte bereicherte Zunge, Produkt einer ernsten und selbstbewussten kuenstlichen Disziplin,ein hoefisches und literarisches Sizilianisch, eine glaenzende Vulgaersprache.

Die Sizilianer imitierten vorwiegend die okzitanischen, provenzalischen Muster, von welchen sie Motive, Themen ,Bilder ,Redewendungen und Stil borgten. Sie beschraenkten die Thematik auf die Minne und identifizierten die dichterische Uebung mit einer geschickten und verfeinerten literarischen Uebung.Allerdings, abgesehen von dem schier literarischen Wert der Gedichte der sizilianischen Poeten, beruht ihr Verdienst darauf, dass sie eine Kunstlyrik und etliche metrische Schemata wie das Lied und das Sonett feststellten.

Die bedeutendsten sizilianischen Dichter.

Die sizilianischen Poeten sind zahlreich ; unter ihnen die repraesentativsten sind Jacopo von Lentini,der Hauptvertreter; Pier Delle Vigne von Capua, der beruehmte Minister, der, des Kaisers Gunst einbuessend, sintemalen er des Verrats geziehen ward, freiwillig aus dem Leben schied; Reinhold (Rinaldo) von Aquino-beruehmt um des “Già mai non mi conforto”(zu Deutsch “Ich troeste mich niemals”) betitelten Liedes, eines Leideslied, welches eines Frauenzimmers Pein wegen der Abfahrt des ins Heilige Land ziehenden Geliebten zum Ausdruck bringt; Giacomino Pugliese (Jakob aus Apulien), vielleicht der beste unter allen-das Gefuehl der Minne verwandelt sich in seinen Versen und befreit sich von der ueberkommenden Attituede der Minnenfreude, wie es sic h im” Quando veggo rinverdir” (zu Deutsch “Wenn ich wieder gruenen sehe”) betitelten Liede begibt-oder, wenn er eine bald leidenschaftliche, bald genusssuechtige Erinnerug aeussert, wie im beruehmten Liede “Morte, perché m’hai fatto sì gran Guerra?”(zu Deutsch”Tod,warumbe hast du wider mich solch einen grausamen Krieg gefochten?”; und ausserdem derselbe Kaiser und seine Soehne Enzo, Manfredi und Friedrich von Antiochia. Erwaehnungswert sind Percivalle Doria Und Guido Delle Colonne (Guido der Saeulen), welcher “Le roman de Troie” (den Troiasroman) aus dem Franzoesischen ins Lateinische uebertrug, ihn “Historiam destructionis Troiae” (zu Deutsch “Geschichteder Zerstoerung Troias”) betitelnd.

Cielos von Alcamo “Kontrast”.

Zwar gehoert Cielo von Alcamo nicht zur Gesellschaft der sizilianischen Poeten; trotzdem ist ihm das kulturelle Leben jener Schule nicht fremd.Er ist naemlich dr Autor eines der einzigartigsten und sonderbarsten Gedichte seines Zeitalters, des sogenannten Kontrasts.

Cielo war wahrscheinlich ein hoefischer Possenreisser, und Messina war die Stadt,wo er am taetigsten war. Sein Kontrast, sich von der poetischen Tradition jenes Zeitalters unterscheidend, gruendete eine neue Art und Weise der Poesie, ein neues Genre ,das Genre der volkstuemlichen Poesie ,welche grosse und verschiedenartige Entwicklungen in der zukuenftigen italienischen Literatur erfahren wuerde.

Zwischen 1231 und 1250 verfasst, repraesentiert er ein lebhaftes Gespraech zwischen einem verliebten, Minne erklaerenden Mann und einem sproeden Weib, welches, gleichwie lange Zeit widerstrebend,zuletzt besiegt wird.

E-mail: giovannilbns@gmail.com

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